Bestandsrückgang der Rebhühner
Als Kulturfolger war das Rebhuhn lange Zeit einer der häufigsten Vögel unserer genutzten Landschaft. Es wurde bis in die 1970er Jahre alljährlich zu hunderttausenden geschossen und gegessen, ohne dass die Bestände dadurch abnahmen. Den heutigen Bestand in Deutschland schätzt man noch auf ca. 50.000 Paare (GEDEON et al. 2014), bzw. 21.000 – 37.000 (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ 2019). In den meisten Regionen Deutschlands leben nur noch weniger als 0,4 Paare/km². Auf lokaler Ebene ist das Rebhuhn vielerorts ausgestorben: nur 25% der Jagdreviere melden noch Rebhühner (WILD 2017). Der verbleibende Schwerpunkt der Verbreitung sind waldarme Regionen. Die Bundesländer mit den meisten Rebhühnern sind Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Hier leben ca. ein Drittel der Rebhühner Deutschlands.
Fast keine andere Vogelart ist europaweit so katastrophal eingebrochen. Mit der Einführung des europaweiten Monitorings häufiger Brutvögel lässt sich der europaweite Kollaps der Rebhuhnpopulationen in Zahlen dokumentieren: Rückgang in Europa seit 1980 um 93% (EBCC 2020;). Im europäischen Verbreitungsgebiet liegen die mittleren Dichten bei nur noch 0,4 Paaren/km² (BUNER & GOTTSCHALK 2020). Die Zahlen sind in manchen Ländern durch unverantwortliche Massenaussetzungen extrem beeinflusst: In Frankreich etwa werden jährlich 1,5 Mio Rebhühner zur Jagd freigelassen – mehr als der gesamte europäische Bestand noch Individuen hat (BRO 2012)! Das macht es schwer, das wirkliche Schicksal dieses Vogels in Europa zu beurteilen. In Deutschland sind Massenaussetzungen zum Glück nicht die Praxis, so dass man das Rebhuhn noch als Wildvogel ernst nehmen kann. Für Deutschland schätzen wir aus den vorliegenden Zahlen (WILD 2006 - 2017) den Rückgang um ca. 85% seit 1980 ein. Der größte Einbruch der Rebhuhnzahlen erfolgte allerdings bereits Ende der 1970er Jahre, wie man am Einbruch der Jagdstrecken ablesen kann. Wir haben also weit über 90% unserer Rebhühner verloren.
Leider hält der Rückgang aktuell weiter an: Im Rebhuhn-reichsten Bundesland Niedersachsen ist der Rebhuhnbestand seit 2006 abermals um über 70% gefallen!
Mit dem Rebhuhn verlieren wir einen großen Teil der Biologischen Vielfalt der Agrarlandschaft. Andere Feldvögel (etwa Feldlerche, Goldammer, Hänfling) sind ebenso betroffen wie Feldhase, Feldhamster, Ackerwildkräuter und unzählige Insektenarten.
Entwicklung des Rebhuhnbestandes in den Bundesländern aus den letzten Jahren. Gerade in den Zentren der Rebhuhnverbreitung ist der Rückgang besonders drastisch. (WILD, Wildtier-Informationssystem, Zahl der Rebhühner berechnet aus den Dichteangaben der Quellen: „Status und Entwicklung ausgewählter Wildtierarten in Deutschland. Jahresberichte 2006-2017. Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD). Deutscher Jagdverband, Berlin.“ und „Wild und Jagd, Landesjagberichte Niedersachsen, 2009 -2018“.
Literatur
BRO, E. (2012). La situation de la perdrix grise en France. État des lieux en 2008. Pp. 19–24 in: Enquête nationale 2007–2008. Faune sauvage Dossier 295. Office National de la Chasse et de la Faune sauvage.
BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (2019): Nationaler Vogelschutzbericht 2019.
https://www.bfn.de/themen/natura-2000/berichte-monitoring/nationaler-vogelschutzbericht.html
BUNER, F. & GOTTSCHALK, E. (2020): Grey Partridge Perdix perdix. In: Keller, V., Herrando, S., Voříšek, P., Franch, M., Kipson, M., Milanesi, P., Martí, D., Anton, M., Klvaňová, A., Kalyakin, M.V., Bauer, H.-G. & Foppen, R.P.B. European Breeding Bird Atlas 2: Distribution, Abundance and Change. European Bird Census Council & Lynx Edicions, Barcelona.
DEUTSCHER JAGDVERBAND (1980–2020): DJV-Handbuch Jagd. DJV-Service, Bonn.
EBCC (2020): European Common Bird Monitoring Scheme EBCC.
https://pecbms.info/trends-and-indicators/species-trends/.
GEDEON, K., C. GRÜNEBERG, A. MITSCHKE, C. SUDFELDT, W. EIKHORST, S. FISCHER, M. FLADE, S. FRICK, I. GEIERSBERGER, B. KOOP, M. KRAMER, T. KRÜGER, N. ROTH, T. RYSLAVY, F. SCHLOT-MANN, S. STÜBING, S.R. SUDMANN, R. STEFFENS, F. VÖKLER & K. WITT (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten. Hohenstein-Enstthal und Münster.
WILD (2006–2017): Status und Entwicklung ausgewählter Wildtierarten in Deutschland. Jahresberichte 2006–2017. Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD). Deutscher Jagdverband, Berlin
https://www.jagdverband.de/WILD-Jahresberichte.