Photovoltaik-Anlagen
und Rebhühner
Leider ist es nicht zu leugnen, dass die Landschaft immer
noch einem steigenden Nutzungsdruck ausgesetzt ist. Anfragen zur Kompensation
von solchen Eingriffen für die betroffenen Arten werden immer öfter gestellt.
Gibt es die rebhuhnfreundliche Photovoltaik-Anlage, die selbst schon
Ausgleichsfläche ist?
Wenige
Daten vorhanden
Es ist nicht sehr viel darüber bekannt, ob Rebhühner Solarparks
nutzen, allerdings kann man aus dem vorhandenem Wissen zum Rebhuhn einiges vorhersagen.
Die einzigen Daten, die uns bekannt sind, stammen aus unserer eigenen
Telemetriestudie. Ein Rebhuhnpaar hat im Bereich einer Solaranlage versucht zu
brüten. Das Paar hat sich innerhalb der Solaranlage in den ungemähten Bereichen
am Rand aufgehalten und war nie zwischen den Solarpanelen in der kurz gemähten
Vegetation zu finden. Hauptsächlich saßen sie in den breiten Brachestreifen,
die den Zaun der Anlage außen umgaben. Die Brut war erfolglos und die Vögel
haben danach die Solaranlage wieder verlassen.
Besser als
ein Acker?
Solaranlagen haben oft ungenutzte Vegetation zwischen den
Solarelementen. Die meisten Solaranlagen dürften aber schon wegen der
ungeeigneten Bewirtschaftung der Vegetation als Lebensraum nicht in Frage
kommen. Wenn diese aber wachsen darf und sparsam gemäht oder beweidet wird,
könnte das ein besserer Rebhuhnlebensraum als ein gespritzter Acker sein?
Rebhühner brauchen länger als jeder Singvogel für die Aufzucht
ihrer Brut. Von März (Reviergründung) bis Mitte August (wenn die Küken langsam
Flugfähigkeit erlangen) brauchen Rebhühner einen ungemähten Vegetationsbestand,
der Deckung, Insekten und an anderen Stellen auch Ausblick und Sonne bietet.
Das ließe sich evtl. in einer Photvoltaik-Anlage einrichten, indem die einzige Mahd des Jahres frühestens am 15.
August durchgeführt wird.
Es gibt außerdem mit den Photovoltaik-Elementen und mit den Zäunen
viele Ansitzwarten, von denen aus Krähen und Greifvögel recht steil von oben in
die Vegetation hineinsehen können. Das macht Solaranlagen für
prädationsgefährdete Arten wie Rebhuhn oder Feldhamster hochgradig riskant.
Auch
für Agri-Photovoltaik-Anlagen (die unter den Solar-Modulen landwirtschaftlich
genutzt werden) gelten die gleichen Gefahren, wie sie oben für Solarparks
aufgeführt werden. Ansitzmöglichkeiten und bessere Einsehbarkeit erhöhen das
Prädationsrisiko.
Optimierung
einer Solaranlage, um sie als Rebhuhnlebensraum geeignet zu machen
Um den Einblick von Sitzwarten auf Nest und vor allem auf
die Küken zu erschweren, muss die Rebhuhnfamilie einen möglichst großen Abstand
zu Sitzwarten wahren können. Deshalb ist es günstiger, einen breiten
Brachestreifen außerhalb der Einzäunung der Anlage, anzulegen, weil dieser nur
vom Zaun aus, aber nicht von zwei Seiten aus eingesehen werden kann. Mahd nicht
vor dem 15. August oder Bewirtschaftung wie ein rebhuhngerechter Blühstreifen
(siehe Leitfaden).
Als Schutz vor Bodenprädatoren und vor Ansitzjägern sollte
ein Brachstreifen mindestens 20 Meter breit sein. Je breiter, desto sicherer,
desto besser!
Zusätzlicher Schutz
durch den Zaun?
Der größte Teil von Rebhuhnbruten geht schon vor dem Schlupf
der Küken verloren, hauptsächlich durch Prädation durch den Fuchs, der die
Henne auf dem Nest erbeutet. Ein erheblicher Bonus für einen Neststandort wäre
also eine fuchsfreie Zone durch einen geeigneten Zaun. Um zu verhindern, dass
sich Füchse schnell durchgraben, sollte der Zaun unten über 0,5 Meter ins
Erdreich gesenkt werden und dort zusätzlich 0,5 Meter nach außen umgeschlagen sein.
Um Füchse abzuhalten, muss der Zaun mindestens 2 Meter hoch sein, zur Abwehr
von Katzen (bei ortsnahen Anlagen) oben sogar oben noch nach außen überstehend.
Rebhühner bewegen sich überwiegend zu Fuß. Daher sollte es
ihnen ermöglicht werden, zu Fuß hinein und auch wieder hinaus zu kommen. Durch
einen normalen Maschenzaun kommt ein Rebhuhn nicht durch. Alle 2 Meter sollte
also ein Durchschlupf im Zaun sein, der ihnen ermöglicht, hineinzugelangen. Durch
ein ebenerdig gelegenes Loch von 8,5
cm Breite kann ein Rebhuhn knapp hindurchschlüpfen und ein Fuchs bleibt
draußen.
In diesem Fall sollte der Brachestreifen innerhalb des Zauns
liegen, aber trotzdem wegen der Einsehbarkeit vom Zaun und von den
Solarelementen die Breite von 20 Metern nicht unterschreiten.
Mit einem Hektar
Brache oder Blühfläche lässt sich ein vollständiges Sommerrevier für ein
Rebhuhnpaar schaffen.